9 6/2024

2007: Zur Langen Nacht der Wissenschaften wird ein Film der mit Unterstüzung des Lautarchivs entstand, gezeigt.

Das Lautarchiv der Humboldt-Universität umfasst etwa 7500 Schelllackplatten.

Zum größten Teil handelt es sich um Sprachaufnahmen. Etwa ein Drittel der Platten enthält Musikaufnahmen. Die älteste noch vorhandene Aufnahme stammt aus dem Jahr 1909, die jüngste wurde 1944 angefertigt. Angefangen hat alles vor 100 Jahren mit einem sehr ehrgeizigen Vorhaben eines enthusiastischen Neuphilologen: Unter strengster Geheimhaltung plante der Gymnasiallehrer und Sprachwissenschaftler Wihelm Doegen mitten im Ersten Weltkrieg Schelllackaufnahmen in Kriegsgefangenenlagern au deutschem Territorium durchzuführen. Ein „Stimmenmuseum der Völker“ sollte entstehen. Die Gefangenen waren Forschungsobjekte für Sprachwissenschaftler, Ethnologen und Anthropologen, die vom wissenschaftlichen Ehrgeiz des beginnenden 20. Jahrhunderts danach strebten, originäre und „exotische“ Sprachen einzusammeln. So entstanden bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in fast 50 Kriegsgefangenenlagern mehr als 2600 Schelllackplatten und Wachswalzen mit Liedern und Mundarten. Das Archiv wurde vor allem in den letzten Jahren von zahlreichen Wissenschaftlern, Filmemachern und Journalisten angefragt. So stützt sich auch die filmische Spurensuche nach einem indischen Kriegsgefangenen auf die Bestände des Archivs. Der Film The Half Moon Files von Philip Scheffner stützt sich auf Sprachmaterial aus dem Lautarchiv und wurde zur Langen Nacht der Wissenschaften am 9. Juni 2007 im Kinosaal des Hauptgebäudes der Humboldt-Universität gezeigt.