KOSMOS Summer Universities 2015

In der aktuellen Förderperiode werden zwei internationale KOSMOS Summer Universities gefördert.

HU-Einrichtung HU - Einrichtung

August–Boeckh–Antikezentrum

Prof. Philip van der Eijk, Institut für Klassische Philologie

Prof. Markus Asper, Institut für Klassische Philologie        

Dr. Colin Guthrie King

Institut für Slawistik und Institut für Geschichtswissenschaften

Prof. Dr. Hannes Grandits, Institut für Geschichtswissenschaften

Prof. Dr. Christian Voss, Institut für Slawistik

Dr. Nenad Stefanov, Institut für Geschichtswissenschaften

Titel Titel

Globalized Classics -

Globalisierte Altertumswissenschaften

Phantom Borders - Real Boundaries

Europäische Erfahrungen in globaler Perspektive

Vorraussichtlicher Veranstaltungstermin Vorraussichtlicher Veranstaltungstermin
August - September 2015 30.08.2015 - 13.09.2015

Kooperationspartner

Kooperationspartner

Princeton University 

University of Chicago

University of Oxford

Scuola Normale Superiore di Pisa

Keio University

Columbia University

Stanford University

Harvard University

Universiteit Leiden

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

Freie Universität Berlin

Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte

Ludwig-Maximilians-Universität München

Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Ethnologisches Museum

École des Hautes Études en Sciences Sociales

University of the Aegean

Harvard University

University of Cambridge

University College London

University of California

Central European University

Universität Wien

University of Helsinki

Oxford Brookes University

Centre National de la Recherche Scientifique

Centre Marc Bloch

Freie Universität Berlin

Europa-Universität Viadrina

Thema Thema

Globalized Classics – Globalisierte Altertumswissenschaften erforscht die Historisierung von Wissen über die Antike im Kontext ihrer globalen Rezeption.

Im Geiste August Boeckhs, dem Freund und engen Kollegen Humboldts, beabsichtigt die Summer University Globalized Classics, ein neues, interdisziplinäres Forschungsparadigma zu entwickeln, mit dessen Hilfe vormoderne Kulturen und deren Überreste untersucht und erklärt werden können.

Globalisierung wird zunächst unter temporären, wissenschaftsgeschichtlichen Gesichtspunkten verstanden: Wie wurde Wissen über die Antike generiert, von den Historikern der Antike selbst, bis hin zu zeitgenössischen Forschungsansätzen?

Der zweite Aspekt von Globalisierung ist geografisch zu verstehen: Globalized Classics erweitert den Fokus auf die Antike. Herkömmlicher Weise ist die Antikeforschung hauptsächlich auf die Erforschung Griechenlands und das Römische Reich konzentriert. Die Einbeziehung nicht-europäischer Kulturen des Nahen Ostens, Indiens und Chinas wird das Verständnis der Antike in neue Zusammenhänge stellen.

Die dritte globalisierende Dimension dieser KOSMOS Summer University ist in institutioneller Hinsicht zu verstehen und zielt auf die Internationalisierung der Altertumswissenschaften ab. Nicht-westlichen Forschungsperspektiven auf die antike Vergangenheit wird in dieser Summer University ein besonderer Raum eingeräumt.    

Globalized Classics verfolgt sowohl theoretische als auch praktische Ansätze. Das praktische Handwerk der Erhaltung, Rekonstruktion und Interpretation nicht nur kanonischer Texte sondern auch kanonischer materieller Kultur, wie antiker Skulpturen und Denkmäler, werden Inhalt intensiver Unterrichtseinheiten sein, die durch Spezialistinnen und Spezialisten des Feldes betreut werden.

Ein Workshop zur Methodologie der Erforschung vormoderner Kulturen gibt den TeilnehmerInnen bereits im Vorfeld theoretische Impulse für die Arbeiten an Texten und Objekten.

Höhepunkt der KOSMOS Summer University wird eine zweitägige Konferenz sein, auf der führende internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einer Reihe von Fragen nachgehen werden, z.B. wie hat die Globalisierung den Blick auf die greco-romanische Kultur beeinflusst?

Inwieweit hat die Globalisierung das westliche Verständnis der Antike als Wiege der Menschheit und Zivilisation sowie als Schlüsselkomponente der westlichen kulturellen Identität herausgefordert und verändert?

Welchen Beitrag leistet und leistete die Antikeforschung der nicht-westlichen Welt?

Wie ist die Erforschung der Antike weltweit institutionalisiert, organisiert und positioniert, sowohl in Universitäten als auch in anderen sozialen und kulturellen Formationen?

Wie können die Unterschiede in der Erforschung der Antike erklärt werden und was lässt sich aus diesen Unterschieden lernen? 

KOSMOS Fellow

Der Archäologe und Kunsthistoriker Jas’ Elsner lehrt seit 1999 am Corpus College der University of Oxford, wo er derzeit als Humfrey Payne Senior Research Fellow in Classical Archaeology and Art wirkt. Seit 2003 ist er zudem regelmäßig Visiting Professor of the History of Art an der University of Chicago.

Elsner ist international renommierter Spezialist auf dem Gebiet Kunst- und Kulturgeschichte der Spätantike und des frühen Mittelalters.

In seinen innovativen Forschungen im Bereich der Geschichte der spätantiken römischen Kunst rekonstruiert er die Perspektive des antiken Subjekts als Reisende/r und Sehende/r. Auch hat er über Kulturen des Sammelns und Ordnens gearbeitet.

Seine Forschung zeigt auf beispielhafte Weise die Verschränkung mehrerer altertumswissenschaftlicher Perspektiven, auch jenseits der klassischen Altertumswissenschaften.

In seinen Arbeiten zur Rezeption antiker Kunst reflektiert Elsner zudem über den politischen und gesellschaftlichen Wert kanonischer Kultur.  

Ein wichtiges Projekt, welches er in die Sommerschule einbringen wird, ist die Vorbereitung einer großen Ausstellung zum Thema Empires of Faith, die Jas’ Elsner konzipiert hat und in Zusammenarbeit mit dem British Museum durchführen wird.

Teilnehmer der Sommerschule werden die Möglichkeit haben, in die Planung dieser Ausstellung eingebunden zu werden.

Dr. Colin Guthrie King

Phantom Borders - Europäische Erfahrungen nach 1989 in globaler Perspektive widmet sich zwei zentralen Themenkomplexen, die zugleich von großer aktueller Brisanz sind:

Der erste Themenkomplex Phantomgrenzen entwickelt Fragestellungen des Kompetenznetzwerks „Phantomgrenzen in Ostmitteleuropa“ weiter, welches sich mit dem Wiederaufscheinen schon lange verschwundener Trennlinien – zumeist ehemaliger imperialer Grenzen – unter vollständig veränderten gesellschaftlichen Bedingungen beschäftigt.

Im Gegensatz zu essentialisierenden Vorstellungen steht hier die Frage im Vordergrund, warum Akteure bewusst oder unbewusst auf längst verschwundene Grenzziehungen zurückgreifen und weshalb diese zu verschiedenen Zeiten in Strukturen und Diskursen sichtbar werden können.

Auf diese Weise lassen sich gegenwärtige Wahrnehmungsformen gesellschaftlicher Konflikte, etwa die Rede von der „gespaltenen Ukraine“ kritisch analysieren.

Das Konzept der Phantomgrenzen reagiert damit auf die Erfahrung tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche, und analysiert soziale Praktiken in denen die Suche nach neuen Verortungen, Zuordnungen und Orientierungen sichtbar wird.

Gleichzeitig prägen die europäischen Gesellschaften, insbesondere die EU, die ganz materiellen Erfahrungen von neuen Formen der Grenzziehungen. Zwar scheint es einerseits selbstverständlicher Bestandteil des wissenschaftlichen Diskurses zu sein, von einem Bedeutungsverlust des klassischen Nationalstaates bzw. Territorialstaates und damit auch seiner Grenzen und der bisherigen Formen der Kontrolle zu sprechen. Doch bedeutet dies andererseits nicht, dass Barrieren und Grenzen vollständig verschwinden.

Vielmehr wird deutlich, dass es neue Formen der Kontrolle und der Versuche der Steuerung von Migration gibt.

Angesichts der gegenwärtigen Krisen und Kriege wird in einer globalen Dimension vermehrt über Strategien effektiver Grenzsicherung und des Umgangs mit Flüchtlingen diskutiert. Vorstellungen hermetischer Barrieren sind damit in einer veränderten Form präsent.

Diese beiden Themenkomplexe führt die KOSMOS-Summer-University zusammen: Präsenz verschwundener Grenzen in Alltag und sozialen Handeln, sowie neue Techniken und Praktiken der Grenzziehung. Dabei beschränkt sich der Blick nicht auf Europa und europäische Befindlichkeiten, sondern bezieht sich notwendig auf globale Prozesse, die auf Europa zurückwirken.

KOSMOS Fellows

Nathalie Clayer ist Leiterin und Forschungsdirektorin des Centre National de la Recherche Scientifique, Paris.

Die Politik- und Sozialwissenschaftlerin forscht insbesondere zum Osmanischen Reich und zur Balkanregion. Als Spezialistin im Bereich der Forschung zum europäischen Islam ist sie weit über ihre Fachgrenzen hinaus bekannt.

Neben ihrer Forschung zur Geschichte mystischer islamischer Bruderschaften im Balkan und zum albanischen Islam beschäftigt sie sich mit Fragen um die politische und soziale Konstruktion von Identität in der albanischen Geschichte.

Sie hat eine Reihe von Standardwerken zu Südosteuropa und dem Nahen Osten vorgelegt.

Sevasti Trubeta ist Assistenzprofessorin für Soziologie mit Schwerpunkt Globalisierung und Migration an der University of the Aegean, Griechenland. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der Konstruktion von politischer Identität und der Ethnisierung sozialer und politischer Konflikte.

Mit ihren Arbeiten zur Thematik der Grenze, zu Körperdiskursen und Eugenik hat Sevasti Trubeta über die Südosteuropaforschung hinaus einen Innovationsschub in der Soziologie ausgelöst.

Dr. Nenad Stefanov