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Hybride Lösungen

Studium nach Corona: Die Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin ist überzeugt, Austausch wird es immer geben – ob digital oder nicht.

Christina Iglhaut, 17.06.2020
Sabine Kunst, Präsidentin der HU Berlin
Sabine Kunst, Präsidentin der HU Berlin © HU Berlin - M.Heyde

Frau Professorin Kunst, Deutschland im Juni 2021 – wie und wie stark wird sich Ihre Universität verändert haben?

Im Juni 2021 wird die Humboldt-Universität in Berlin wieder offen sein. Denn wir sind und bleiben eine Präsenzuniversität, die vom Zusammensein der Lehrenden und Lernenden, vom Diskutieren, Streiten und dem gemeinsamen Suchen nach Wahrheiten lebt. Das geht nicht immer am Laptop daheim. Verändern wird sich aber der Umgang mit digitalen Formaten in der Lehre und die Zusammenarbeit in Verwaltung und Forschung. Vieles werden wir hier nachhaltig neu denken und profitieren dabei von unseren Erfahrungen im derzeitigen digitalen Sommersemester.

Lehre darf nie still stehen und muss sich immer weiter entwickeln. Denn Wissen verändert sich, und seine Vermittlung muss es auch.
Sabine Kunst, Präsidentin der HU Berlin

Hat die Corona-Krise der Digitalisierung von Studium und Forschung einen Schub gegeben?

Absolut. Und das gilt nicht nur für die Humboldt-Universität. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Digitalisierung in der Lehre seit Jahren dringend ausbaubedürftig war. Das hat sich nun auf einen Schlag geändert. Noch nie wurde so viel über Lehre und die Optimierung von Lehrformaten gesprochen wie jetzt. Das ist wunderbar. Lehre darf nie still stehen und muss sich immer weiter entwickeln. Denn Wissen verändert sich, und seine Vermittlung muss es auch.

Sehen Sie auch darüber hinaus Chancen in der Krise?

Krisen bieten immer Chancen, weil sie aufrütteln und Dinge gegen den Strich bürsten. Deshalb schauen wir jetzt auch bereits nach vorne. Wir überlegen, mit welchen Lehrformaten es weitergehen kann, etwa mit hybriden Lösungen aus Präsenz- und Digitalformaten. Gleichzeitig werden wir den Schwung an Innovationen in interdisziplinärer Forschung, digitalen Lehrformaten und vereinfachten Verwaltungsabläufen mitnehmen.

Was sind die größten Herausforderungen und wie wollen Sie diese meistern?

Zunächst liegt das Augenmerk auf der Umsetzung von Lehrveranstaltungen und Prüfungen. Wir können aktuell 87 Prozent des Lehrangebots digital anbieten und werden alles dafür tun, dass die Studierenden ihre nötigen Prüfungen absolvieren können. Ein anderes großes Thema ist die Situation der Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher. Hier hat der Bund als Gesetzgeber nun für etwas Entspannung gesorgt, indem er geltende Fristen gelockert hat. Das hilft, weil viele wertvolle Forschungszeit verloren haben dadurch, dass Experimente, Versuche und Studien in den letzten Monaten auf Eis gelegt wurden.

Aktuell müssen Studierende weniger Präsenz an der Uni zeigen, dafür aber viel mehr Eigenverantwortung und Disziplin. Wird diese Entwicklung auch nach der Krise bleiben?

Ich bin beeindruckt, wie diszipliniert, pragmatisch und kreativ die Studierenden mit der aktuellen Situation umgehen. Schließlich hat die Krise für viele von ihnen nicht nur Konsequenzen im Studium. Ich bin überzeugt, dass auch sie wie wir alle vom Umgang mit der ungewohnten Situation lernen und die Erfahrungen für zukünftige Herausforderungen sogar nutzen können.

Der Austausch über Ländergrenzen hinweg wird auch in Zukunft wichtig sein.
Sabine Kunst, Präsidentin der HU Berlin

Welchen Einfluss wird die Krise langfristig auf die Internationalisierung Ihrer Universität und der Forschungslandschaft insgesamt haben? Könnte es nach der Krise einen Trend zur Abgrenzung geben, der Ihre Arbeit und die gemeinsamen Ideale gefährdet?

Das kann ich mir nicht vorstellen. Der Austausch über Ländergrenzen hinweg wird auch in Zukunft wichtig sein. Es bleibt abzuwarten, ob Studierende und Forschende tatsächlich weniger international reisen werden. Zurzeit geht die Zusammenarbeit digital weiter. An unserem aktuellen Onlinesemester etwa nehmen schon jetzt mehrere hundert internationale Studierende teil. Und viele unserer Forschenden führen ihre weltweiten Kooperationen nahtlos auf digitalen Plattformen weiter. So gelingt der Austausch auch ohne Reisen. Und doch: Die persönliche Begegnung wird in meinen Augen auch in Zukunft nie ganz zu ersetzen sein.

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