Internationales an der Sprach- und literaturwissenschaftlichen Fakultät

Von Martin Klepper, Studiendekan Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät, 20.04.2020

Es wird niemanden überraschen, dass internationale Aktivitäten an einer sprach- und literatur- bzw. kulturwissenschaftlichen Fakultät zum Markenkern gehören. Das äußert sich in allen Bereichen: Lernen, Lehren Lernen, Promovieren, Vernetzen, Forschen.

Lernen

Ein Auslandsaufenthalt und die Interaktion mit internationalen Studierenden im Seminarraum gehören an der SLF zu einem ordentlichen Studium. Allein im Erasmus+ Programm lag die Zahl der Outgoings und Incomings in den Jahren vor Corona stabil zwischen jeweils 100 und 130 Studierenden. Für gemeinsame Studiengänge mag der Euromaster für Französische und Frankophone Studien stehen, den das Institut für Romanistik mit Madrid, Luvain, Lausanne, Venedig und der Sorbonne durchführt. Internationale Lehrende (neben denen, die an unserer Fakultät arbeiten) unterrichten unsere Studierende mittels Gastlektoraten z.B. in Italienisch, Katalanisch, Portugiesisch und Rumänisch am Institut für Romanistik und Gastprofessuren, z.B. der Henrik Steffens-Stiftungsgastprofessur am Nordeuropa Institut. Mit dem International Student Symposium hat das Institut für Anglistik und Amerikanistik ein Exkursionsmodell geschaffen, bei dem sich Studierende der Humboldt- Universität und Studentinnen und Studenten aus den Vereinigten Staaten im zweijährigen Turnus gegenseitig besuchen, gemeinsam ein Thema bearbeiten sowie relevante Institutionen besuchen und dazu befragen. Bei einem abschließenden Symposium tragen sich die Studierenden gegenseitig ihre Erkundungen zum Thema vor und diskutieren sie.

Lehren Lernen

Da viele unserer Studiengänge an der Lehrer*innenbildung beteiligt sind, hat auch die internationale pädagogische und didaktische Forschung einen hohen Stellenwert in der Fakultät -- aber auch die Hochschuldidaktik. So wird zum Beispiel das internationale Forschungsnetzwerk Langscape, das Multilingualismus, individuellen Plurilingualismus, linguistische Diversität und Sprachlehre untersucht, von der Fachdidaktik Englisch an unserer Fakultät koordiniert. Multilinguales Lehren und Lernen ist auch Thema des Erasmus+ Netzwerks, das das Institut für Slawistik und Hungarologie mit Helsinki, Bologna, Moskau, Tomsk und Almaty bildet. Und gemeinsam mit Wolverhampton, Oslo, Louvain, Granada und Belgrad arbeitet die Slawistik und Hungarologie am Ziel einer verbesserten digitalen literacy im Rahmen des Digital Humanities-Projektes DIONE: digitalizing mobility and international networks with open education. Teil dieses Projektes sind länderübergreifende Mikro-Kollaborationen.

Promovieren

Zunehmend werden strukturierte Kooperationen im Bereich der Promovierenden-Ausbildung wichtig: das Institut für klassische Philologie etwa beteiligt sich (im Rahmen der Graduate School for Ancient Studies) an einem regelmäßigen Nachwuchs-Austausch (inklusive Tagungen) mit Oxford, Princeton, Harvard, Michigan, NYU und Paris (Ecole Normale Supérieur). Das Joint PhD Programme des King’s College London mit der Humboldt Universität wurde vom Institut für Anglistik und Amerikanistik mitgestaltet und wird hier rege mit Leben gefüllt. Das Institut für deutsche Literatur wiederum hat das PhD-Net „Das Wissen der Literatur“ mit ins Leben gerufen. Darin geht es um die Verschränkung von Wissen und Kultur, die auf ein bewegliches Ensemble aus symbolischen Ordnungen, Techniken, Technologien und Strategien verweist, die das Verhältnis von Gesellschaften zu sich selbst, zu ihrer Geschichte und zu jeweils anderen Gesellschafts-formationen bestimmen. Das PhD-Net verbindet Humboldt mit Cornell, Harvard, der NYU, Princeton, der UC Berkeley und Yale.

Vernetzen

Vernetzung ist auch Motiv bei der, von Danmarks Frie Forskningsfond geförderten, Kooperation New Geographies of Scandinavian Studies, die den Scopus der Skandinavistik in die Ostsee und nach Zentraleuropa erweitern will und Teil derer das Nordeuropainstitut ist. Gleichermaßen aber auch beim Interdisziplinären Zentrum Border Crossings – Crossing Borders, koordiniert vom Institut für Slawistik und Hungarologie, das Summer Schools, Symposien und individuelle Kooperationen organisiert und mit Sao Paulo, Buffalo, Prag, Plovdiv, Lille und Paris zusammenarbeitet. Dieses Netzwerk erkundet Grenzziehungen jeder Art.

Forschen

Auch Forschungsverbünde sind Vernetzungen, so zum Beispiel das DFG-Projekt Crosslingual Language Varieties am Institut für deutsche Sprache und Linguistik (IdSL) gemeinsam mit der Universität Haifa in Israel. Um psycholinguistische Prozesse geht es im Eyetracking und EEG Labor desselben Instituts. Die Psycholinguistik arbeitet u.a. mit Peking, Santiago (Chile) Hyderabad, Oslo und Tokio zusammen. Und natürlich erforscht das IdSL seltene Sprachen, so etwa in einem Projekt zu Yucatec Maya, das Variationen in Raum und Zeit in der indigenen Sprache untersucht. Im Rahmen der strategischen Partnerschaft zwischen Princeton und der Humboldt-Universität geht es in einem Projekt des Instituts für Anglistik und Amerikanistik (gemeinsam mit dem Transdisziplinären Zentrum für Gender Studies) um Sexual Politics and Postcolonial Entanglements: Re-Imagining the Archive: wie werden Gender, Sexualität und race im Museum, in staatlichen Archiven, in wissenschaftlichen Sammlungen und in der Universität repräsentiert? Gemeinsam mit Moskau, New York und San Francisco erkundet das Institut für Slawistik und Hungarologie die „(Post)Soviet Cosmopolis“ – dabei geht es nicht um die Stadt an sich, sondern um sowjetische und post-sowjetische Literatur und Literaturpolitik und damit auch um imperiale und postimperiale Kontexte für die Literaturproduktion.

In anderen Worten: International, an der SLF, sind Themen genauso wie Methodiken, Partner*innen und Lernformen. Ein großes Glück und eine große Herausforderung.