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Von Zwei­feln, Vor­freu­de und Über­zeu­gun­gen

Sind zehn Monate an einer Uni im Ausland das Richtige für mich? Mit dieser Frage habe ich mich länger beschäftigt, bevor meine Entscheidung für das King’s College London gefallen ist. Was mir jetzt – 48 Stunden vor der Abreise – durch den Kopf geht, lest ihr hier.

Tobi vor King´s College London.
Die Stadt und das Studien- und Freizeitangebot des King's College London haben mich begeistert. (Foto: privat)

Für mich stand schon immer fest: Ich wollte die lange Zeit bis zum ersten juristischen Staatsexamen (rund fünf Jahre) nicht ausschließlich in Berlin verbringen. Doch wohin sollte es gehen? Ein innerdeutscher Hochschulwechsel oder einmal ganz auf die andere Seite des Globus? Was diese Frage anging, war ich noch unentschlossen.

Letztes Jahr war ich dann mit drei engen Uni-Freunden für eine Woche in London, wo wir die Ups and Downs des herbstlichen Novemberwetters in Englands größter Metropole erlebten. Sofort merkte ich, wie mir die Geschwindigkeit der Stadt und der multikulturelle Mix ihrer Bewohner*innen imponierten. Wir besuchten auch das King’s College London (KCL). Dort kamen wir mit einigen Studis ins Gespräch. Die Erzählungen von den vielen Events und Angeboten außerhalb des Curriculums beeindruckten mich direkt. Auch das Kursspektrum verblüffte mich: Wohingegen in Deutschland die Studienfächer im Jurastudium eng vorgeben sind, hat man am KCL freie Auswahl: Neben den Klassikern wie Criminal Law (Strafrecht) und Law of Contract (Zivilrecht) gibt es Fächer wie Environmental Law (Umweltrecht) oder Fashion Law (Moderecht).

Von der Reise nach England wieder zu Hause angekommen, setzte ich mich direkt an ein Motivationsschreiben und bewarb mich für ein Semester am KCL – und war natürlich auf Wolke 7, als ich einige Monate später die Zusage bekam!

Tobi mit Freunden vor der Tower Bridge in London.
London im November: Eine Reise mit Freunden hat den Ausschlag für meine Bewerbung zum Auslandssemester gegeben. (Foto: privat)

Erinnerungen als Entscheidungshilfe

Die Entscheidung war gefallen. Trotzdem kamen mir manchmal Zweifel, was meiner Meinung nach total normal ist. Wenn ich aber auf meine bisherige Lebenserfahrung zurückblicke, finde ich, dass für mich als Jugendlicher der Einfluss neuer Eindrücke und Erlebnisse meinen Charakter nachhaltig geprägt hat. Mehr noch: Neue Eindrücke waren unabdingbar, um meinen Horizont zu erweitern. Perspektivwechsel halfen mir immer wieder dabei, Dinge besser zu verstehen oder auch gelassener zu sehen.

Als Schüler nahm ich beispielsweise an mehreren internationalen Parlamentssimulationen teil. Als schüchterner Zehntklässler war ich anfänglich überfordert vom internationalen Umfeld, der Selbstsicherheit der Redner:innen und dem anspruchsvollen Englisch. Meine ersten Redebeiträge waren keinesfalls fehlerfrei; doch mit dem notwendigen Mut und Offenheit brachte ich mich mehr und mehr ein. Inzwischen sehe ich dieses Projekt als eine der prägendsten Erfahrungen auf meinem Weg zum Jurastudium.

Alte und neue Freundschaften: So könnte es klappen

Natürlich sind einige Studis mehr outgoing als andere: der einen fällt es leichter, neue Kontakte zu knüpfen als dem anderen. Ich würde mich als Menschen bezeichnen, dem es tendenziell leichtfällt, mit neuen Leuten in Kontakt zu kommen. Während eines Semesters im Ausland ist man wahrscheinlich auch selten ganz allein: Die Unis wie Wohnheime bieten eine Vielzahl an sozialen Get-togethers an, bei denen man Leute kennenlernt, die ähnliche Erfahrungen machen wie man selbst.

Ich denke zurück an meine eigene Ersti-Woche an der Humboldt-Universität: Anfänglich noch betreten im Innenhof der juristischen Fakultät herumstehend, hatte man nach dem ersten Umtrunk viele Nummern von Studis in seinem Handy und eine Menge neuer Gesichter kennengelernt. Gerade Leuten, die sich schwertun, neue Kontakte zu knüpfen, empfehle ich, die Angebote der Partnerunis oder Wohnheime in den ersten Wochen wahrzunehmen! Was als peinlich wirkender Smalltalk anzufangen vermag, wird nach ein paar gemeinsamen Getränken in der Regel eine angenehme Bekanntschaft!

Am KCL habe ich mich beispielsweise für ein Willkommens-BBQ in meinem Wohnheim und ein Meet-&-Greet mit derzeitigen Studis der Law-Fakultät angemeldet. Die Aussicht auf diese sozialen Get-togethers macht es mir ein bisschen leichter, mich von meinen Freunden und Freundinnen hier in Berlin zu verabschieden. Gerade die Möglichkeit, über Videoanrufe und Instagram mit ihnen in Kontakt zu bleiben, machen mich zuversichtlich, dass die Freundschaften über meine Zeit im Ausland definitiv bestehen bleiben!

Tobi mit seiner Fußballmannschaft.
Ein Hobby kann man oft auch an der Gastgeber-Uni weiterführen. Hier bin ich (zweite Reihe, Zweiter von links) mit dem Juristischen Fußballklub (JFK) der HU zu sehen. (Foto: privat)

Kurz vorm Sprung ins kalte Wasser

Während ich diesen Text verfasse, sind es noch 48 Stunden, bis ich am Gate stehe und auf den Flieger warte, der mich nach Großbritannien bringt. Auch wenn ich ein wenig aufgeregt bin, freue ich mich einfach unfassbar auf die Möglichkeiten, die England bietet: In die traditionsreichen Fußballstadien zu gehen, die britische Küche zu probieren und nachzukochen, neue Rechtsgebiete kennenzulernen.

Ein weiteres Highlight für mich wird es sein, dem englischen Äquivalent des Juristischen Fusballclubs (JFK) der HU beizutreten. Nachdem ich hier in Berlin zwei Jahre mitgespielt habe, möchte ich den Mitgliedern des KCL Football Club unbedingt die deutsche Fußballkunst demonstrieren :)

Ich muss sagen, dass ich mich in vertrauten Situationen zwar wohl und sicher fühle, und manchmal wirklich Phasen brauche, in denen ich für mich allein bin. Dennoch glaube ich, dass diese neue Herausforderung eine Möglichkeit ist, mein Potenzial zu entfalten. Meine Erfahrungen haben mich gelehrt: Der Sprung ins kalte Wasser ist es meist wert!

(Veröffentlicht: 18.09.2023)

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