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Als Ma­the­ma­ti­ker:in ins Aus­lands­se­mes­ter? Un­be­dingt!

Auslandssemester sind vor allem was für Studierende von Fremdsprachen und internationalen Beziehungen – oder? Nein. In meinem zweiten Blogeintrag will ich euch davon überzeugen, dass auch Naturwissenschaftler:innen enorm davon profitieren.

Ich bin froh, mich im Mathematikstudium für ein Semester im Ausland entschieden zu haben und genieße das Studium und die Freizeit in England. Foto: privat

Die Entscheidung, ein Auslandssemester zu machen, hatte ich eigentlich schon gefällt, nachdem ich in der 11. Klasse an einem Schüler:innenaustausch nach Taiwan teilnahm. Ich war begeistert, wie viel neue und verschiedene Erfahrungen ich bekam, als ich meine Komfortzone verließ! Als ich zu studieren anfing war mir deshalb klar: ein Auslandsaufenthalt würde mein Studium sicher bereichern. Inzwischen kann ich das nur bestätigen: Ich war schon ein Semester in Rumänien und aktuell studiere ich in London. Hier kommen die aus meiner (Mathematiker-)Sicht wichtigsten Argumente für eine Auslandserfahrung.

Die Lingua Franca der Mathematik ist Englisch

Spätestens ab dem Master finden alle Vorlesungen in Mathe – auch in Deutschland – auf Englisch statt. Das liegt vor allem daran, dass Mathekommunikation in der Forschung auf dieser Sprache stattfindet: Ein Großteil der Paper wird auf Englisch veröffentlich; sogar in deutschen Forschungsgruppen wird meist nur auf Englisch kommuniziert, weil in der Regel internationale Forscher:innen anwesend sind. Deshalb kann es nur helfen, souveräner im Umgang mit der Sprache zu werden.

Ich habe deutlich gemerkt, wie sich in den ersten Wochen hier mein Englisch verändert hat: Ich habe mich an den britischen Akzent angepasst und plötzlich angefangen, Wörter zu verwenden, die ich von anderen Personen aufgeschnappt habe! Insgesamt kann ich sagen, dass ich durch meinen Aufenthalt hier nun deutlich flüssiger und selbstbewusster Englisch reden kann.

Berufliche Orientierung

Als Mathematiker:in hat man es immer etwas schwer mit der Berufswahl – denn "typische" Mathematiker:innen-Jobs sind selten. Meist sind aber die Fähigkeiten, die man während des Studiums erworben hat, gerne gesehen. Das Imperial College kennt dieses Problem und steht einem sehr gut zur Seite. Im Oktober findet zum Beispiel immer die "Math Career Fair" statt, bei der man durch ein "Speed-Dating" in Kontakt mit über 40 Unternehmen kommen kann. Dadurch konnte ich mit ehemaligen Studierenden sprechen, die inzwischen in großen und kleinen Firmen arbeiten. So habe ich definitiv einen besseren Einblick in verschiedene Berufsumfelder bekommen.

Zusdem gibt es auch hier den "Career Service", bei dem man in Einzelterminen Beratung erhalten kann, und der auch CV-Checks durchführt. Letztendlich habe ich auch durch meinen Auslandsaufenthalt einen besseren Einblick bekommen, wie PhDs im UK funktionieren. Das könnte mir in Zukunft auch hilfreich sein.

Hier lerne ich gerade für "Time Series Analysis" – ein Modul, welches es an der HU nicht gibt. Foto: privat

Neue akademische Perspektiven an der Gastuniversität

Imperial hat pro Jahr über 250 Studienanfänger:innen in Mathe – dementsprechend gibt es auch sehr viele Kurse, aus denen ich wählen konnte. Im vierten Jahr gibt es über 70 Wahlmöglichkeiten! Darunter sind natürlich auch einige, die so nicht an der HU angeboten werden. Ich habe mich in der ersten Woche im zweiten Semester – rein aus Neugier – in den Kurs "Spatial Statistics" gesetzt und war so angetan, dass ich ihn sogar als einen von meinen vier Kursen in dem Semester gewählt habe. Durch diesen Kurs habe ich einen Themenbereich kennengelernt, der mir davor ganz verschlossen war. Jetzt überlege ich mir sogar, mich im Bereich Statistik zu spezialisieren. Dementsprechend hat der Auslandsaufenthalt mir definitiv geholfen, meine Vorliebe zu entdecken.

Sehr spannend war auch, dass ich ein etwas anderes Universitätssystem kennengelernt habe: In Großbritannien sieht sich die Universität viel stärker in der Verantwortung für die Studierenden als in Deutschland, es gibt für fast alles Ansprechpartner:innen und wenn etwas für Studierende unpraktisch ist, wird es sofort geändert. Anderseits habe ich gemerkt, dass Mathematik an der HU wirklich auf außerordentlich hohem Niveau gelehrt wird.

Im Kajakclub kann ich mein Englisch verbessern und nebenbei die tolle Natur Englands erleben! Foto: privat

Großbritannien kennenlernen

In Großbritannien gibt es so viel zu entdecken, dass dafür ein Urlaub einfach nicht ausreicht. Dadurch, dass ich zentral in London wohne, habe ich die Möglichkeit, mir super einfach die Parks und Museen anzusehen. Aber nicht nur das: Es gibt unglaublich viele Angebote an der Uni, um andere Teile des UK zu erkunden. Mit dem Programm "HostUK" konnte ich ein Wochenende bei einem älteren Ehepaar in Cornwall wohnen und mehr über die britische Kultur erfahren.

Mit dem Wanderclub ging es danach in den "Lake District" für ein verlängertes Wanderwochenende. Dort konnte ich Natur erleben, wie sie in Deutschland einfach nicht vorhanden ist. Ansonsten bin ich mit dem Caving-Club und dem Kajak-Club fast jedes Wochenende in verschiedenen Regionen des UK unterwegs – und das zum von der Uni subventionierten Preis von nur 45 Pfund pro Wochenende! Obwohl ich viel unterwegs bin, habe ich dabei immer noch das Gefühl, dass es viele Dinge gibt, die ich noch sehen sollte, und so wird mir nie langweilig.

02.06.2025

    • Han­nes in Lon­don

      HU-Botschafter:innen

      Hallo, ich bin Hannes! Ich studiere Mathe im Master und verbringe ein Jahr am Imperial College in London. An der Uni gibt es viele Societies, sodass ich fast jedes Wochenende unterwegs bin. In meinem Blog teile ich meine Erlebnisse und gebe Einblicke in mein Leben in London.

    • Aus­lands­se­mes­ter welt­weit

      In die Welt

      Die HU pflegt Hochschulpartnerschaften auf der ganzen Welt. Für Studierende bietet dieses Netzwerk vielfältige Möglichkeiten, Auslandsaufenthalte zu realisieren. Von einer ersten Übersicht bis zur Reisevorbereitung – hier finden Sie alle Informationen dazu.

      Man sieht verschiedene Gebäude in Japan. In der Mitte ist eine Straße mit Autos, und an den Seiten der Straße sind Gehwege, auf denen Fußgänger gehen.