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Mehr als "nur" Stu­die­ren: Mei­ne Frei­zeit mit den So­cie­ties am Im­pe­ri­al Col­le­ge

350 studentische "Societies": So viele gibt es am Imperial College. Ich habe mich bei fünf der Clubs angemeldet, was meine Zeit hier sehr stark geprägt hat. In meinem letzten Blog aus London möchte ich mehr von dieser besonderen Art der Freizeitgestaltung berichten.

Am Höhleneingang: Dank des Caving Clubs lerne ich das UK aus einer ganz anderen Perspektive kennen. Foto: privat

Aus meiner Sicht sind die Student Unions im Vereinigten Königreich mit ihren Societies ein Grund, sich für ein Auslandssemester hier zu entscheiden. Die Societies sind studentisch organisierte Gruppen zu allen möglichen Themen wie Sport, Kunst oder gesellschaftliches Engagement, in denen man sich als Student:in in seiner Freizeit engagieren kann.

In Kontakt mit der Student Union des Imperial College bin ich direkt in der ersten Woche während der „Welcome Week“ gekommen. Dort konnten sich die über 350 Societies auf einem Markt vorstellen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie viel da los war! Ich habe die Chance genutzt und bin einigen davon beigetreten: der „Board Games” Society, der Mathe-Society sowie drei Outdoor-Societies – den „Fellwanderers” (Wandern), dem „Kayak Club” (Wildwasserkayak) und dem „Caving Club” (Höhlenbefahrung).

Bevor man beitritt, kann man die Societies erst einmal kostenlos testen – der Jahresbeitrag kostet dann jeweils 10 bis 40 Pfund. Ich habe viele Outdoor-Societies gewählt, weil ich Großbritannien etwas besser kennenlernen wollte. Wer andere Interessen, zum Beispiel Sprachen, Kunst oder Motorsport hat, wird aber auch fündig – für (fast) alles gibt es einen Club beziehungsweise eine Society!

Die Student Union betreibt mehrere studentische Bars. Hier finden auch die "Socials" mit dem Caving Club statt. Foto: privat

Eine „typische” Woche in einer Society am Beispiel Caving

Die Outdoor-Societies unternehmen während der Vorlesungszeit fast alle zwei Wochen eine Wochenendausfahrt, die finanziell von der Universität unterstützt wird. So kostet ein Wochenendtrip oft nur 45 bis 50 Pfund – inklusive Fahrt, Übernachtung und Essen! Beim Caving Club muss ich mich eine Woche vorher für die Teilnahme anmelden. Nachdem ich die Bestätigung erhalten habe, packen wir am Dienstagabend alle benötigten Sachen, wie Seile und Speläo-(Höhlenkletter-)Gurte, aus den Lagerräumen im Keller neben einer der von der Student Union betriebenen Bars. Danach geht es zum „Social“, einem geselligen Abend in der Bar oder, im Sommer, im Hof davor.

Freitagabend laden wir den von der Union günstig angemieteten Minibus mit unseren Sachen und fahren in eine Region mit Höhlen, beispielsweise nach Yorkshire in Nordengland. Da es um London keine Höhlen gibt, fahren wir meist recht lange und kommen erst nach sechs bis sieben Stunden Fahrzeit kurz nach Mitternacht an der Hütte an. Für mich geht es dann mehr oder weniger schnell ins Bett. Am nächsten Morgen gibt es typischerweise ein selbst gemachtes „English Breakfast“, das aus Toast, Bohnen in Tomatensoße, Ei, Bratwurst, gebratenen Pilzen und Tomaten besteht. Danach besprechen wir, in welche Höhlen es gehen soll, und fahren los.

Der Tag wird dann mit der Höhlenbefahrung verbracht und abends geht es wieder zurück zur Hütte. Wichtig ist dann natürlich das selbst zubereitete Abendessen. Meist wird anschließend noch Quatsch gemacht, zum Beispiel wird geschaut, wer sich durch die kleinste Öffnung zwängen kann (zum Beispiel durch ein Regal oder ein Badefenster). Am Sonntag wiederholt sich das Ganze und abends fahren wir wieder zurück nach London. Unregelmäßig gibt es nochmal spezielle „Socials”, wie zum Beispiel die Curry-Night oder einen Bob-Ross-Malabend – wohlgemerkt immer noch vom Caving Club!

Beim Ausflug mit den "Fellwanderers": Als Mitglied mehrerer Societies bin ich an den Wochenenden meistens unterwegs und nicht in London. Foto: privat

Societies und Studium: Ein dichter Zeitplan

Wie ihr seht, gibt es allein in einer Society fast genug, um die Wochen hier auszufüllen! Damit das mit dem Studium vereinbar ist, muss ich immer schauen, dass ich das Meiste für meinen Kurse schon unter der Woche fertigbekomme. Während der Easter-Break (einmonatige Pause vor dem dritten Term) ging der Caving Club nach Sardinien. Ich konnte leider nicht mitfahren, da ich im dritten Term meine Prüfungen geschrieben habe und dafür lernen musste.

Dafür kann ich an der Sommertour teilnehmen! Wir werden fünf Wochen lang auf einem Hochplateau in den slowenischen Alpen campen und die längste Höhle Sloweniens weiter erforschen. Das macht der Höhlen-Club schon seit 30 Jahren – dementsprechend ist das immer das größte Ereignis des Jahres. Nach meinem Auslandsaufenthalt habe ich noch die Möglichkeit, als Alumni-Mitglied der Union beizutreten. Das heißt, dass ich dann immer noch an Ausfahrten teilnehmen kann. Das ist sicherlich eine Besonderheit, die es so nur an einer Universität in der UK gibt.

28.07.2025

    • Han­nes in Lon­don

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      Hallo, ich bin Hannes! Ich studiere Mathe im Master und verbringe ein Jahr am Imperial College in London. An der Uni gibt es viele Societies, sodass ich fast jedes Wochenende unterwegs bin. In meinem Blog teile ich meine Erlebnisse und gebe Einblicke in mein Leben in London.

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