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Re­gio­na­le Rea­li­tä­ten: Mein po­li­tik­wis­sen­schaft­li­ches Se­mes­ter in Tai­wan

Spannende Seminare, viele neue Freundschaften durch den Sprachkurs und die Erkenntnis, wie sehr der Standort die Sichtweise prägt – mein Semester an der NTU war ein echtes Highlight meines Masters.

Prüfungen geschafft! Das Semester hier war fordernd und ich habe sehr viel gelernt. Foto: privat

Während meines Auslandssemesters an der National Taiwan University (NTU) habe ich nicht nur Einblicke in eine andere Kultur gewonnen (davon berichtet ein anderer Blog-Eintrag), sondern natürlich vor allem studiert. Dabei konnte ich in einige ziemlich spannende Kurse eintauchen. Mein Stundenplan war eine Mischung aus Sprache und Politik – und ich kann sagen: Es war herausfordernd, aber super bereichernd! Gerade weil inhaltlich die lokale Perspektive absolut nicht zu kurz kam.

Zu Beginn des Semesters musste ich erstmal ein paar Hürden nehmen: Die Kurswahl im Online-Portal der NTU (so ähnlich wie Agnes) war recht mühselig und anstrengend. Ich kam nicht direkt in alle Kurse rein, die ich besuchen wollte und den Sprachkurs musste man natürlich nochmal gesondert anmelden. Genau wie ich es am Institut für Sozialwissenschaften gelernt habe lohnte sich dann aber das Hingehen und ein persönliches Gespräch mit den Dozierenden, um doch noch am Seminar teilzunehmen. So konnte das Semester dann mit den von mir geplanten Kursen losgehen.

Hier fanden die meisten meiner Kurse statt: das College of Social Sciences der National Taiwan University. Foto: privat

Mein Stundenplan: Eine optimale Mischung

Da ich relativ am Ende meines Masters bin, muss ich nicht mehr allzu viele Kurse belegen. Unter anderem den überfachlichen Bereich musste ich aber noch abdecken. Da kam mir schnell die Idee: Wieso nicht mit einem Sprachkurs? Der Chinesisch-Kurs an der NTU war mit sechs Stunden pro Woche intensiv, aber auch der perfekte Einstieg, um sich im Alltag durchzuschlagen. Vom Lernen der Schriftzeichen über das Einüben der Töne, bis hin zu Mini-Diskussionen im Unterricht – meine Lehrerin war sowohl fördernd als auch fordernd und hatte Humor. Hinzu kam, dass gerade weil so viele Austauschstudierende Sprachkurse gewählt haben und die meistens parallel stattfanden, es die perfekte Möglichkeit war, um andere Studis auf regelmäßiger Basis kennenzulernen.

Das mit Abstand spannendste Seminar war für mich "Asian Regionalism". Wir haben uns angeschaut, wie sich Länder wie China, Japan, Südkorea und Co. zueinander verhalten, welche politischen Allianzen (und Spannungen) es gibt, was die Bedeutung der Asociation of Southeast Asian Nations (ASEAN) ist und vor allem welche Rolle Taiwan in der Region spielt. Ein bisschen Theorie, aber mit sehr viel aktuellem Bezug. Meine Hausarbeit habe ich hier im Bereich der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit in der Region geschrieben. Es war so interessant, dass ich jetzt überlege, meine Masterarbeit auch in diesem Themenbereich zu schreiben.

Die Bib war während der Prüfungsphase mein zweites Zuhause. Foto: privat

Extrem faszinierend: Ein echter Perspektivwechsel

Der zweite Kurs mit politikwissenschaftlichem Bezug war das Seminar zu "Political and Economic Interactions across the Taiwan Strait". Hier ging es um das Verhältnis zwischen Taiwan und China. Spoiler: Es ist und bleibt kompliziert. Wir haben uns mit historischen Hintergründen, Sicherheitsfragen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen beschäftigt. Gerade vor Ort bekommt dieses Thema noch mal eine ganz andere Tiefe, weil es das zentrale Thema ist, um Taiwan zu „verstehen“.

Was die beiden Seminare aus meiner Sicht besonders wertvoll gemacht hat, war der Perspektivwechsel. Es klingt immer so trivial, weil wir dieses Mantra des Über-den-Tellerrand-Hinausschauens so oft vor uns hertragen – und doch ist es so dermaßen faszinierend, wenn man die Gelegenheit dazu erhält und wirklich die Perspektive wechselt. Wie bereichernd das sein kann, zeigt mir allein der Fakt, dass ich sehr wahrscheinlich meine Masterarbeit anknüpfend an das Seminar "Asian Regionalism" schreiben werde. In diesem Sinne kann ich ein Auslandssemester, ob an der National Taiwan University oder anderswo auf der Welt, wirklich allen ans Herzen legen

Datum: 11.08.2025

    • Ric­car­do in Tai­peh

      HU-Botschafter:innen

      Ni hao! Ich bin Riccardo und studiere Internationale Beziehungen im Master an der HU. Das Sommersemester werde ich an der National Taiwan University in Taipeh verbringen und freue mich, in diesem Blog von meinem Studium, meinen Erfahrungen und Erlebnissen dort zu berichten!

    • Aus­lands­se­mes­ter welt­weit

      In die Welt

      Die HU pflegt Hochschulpartnerschaften auf der ganzen Welt. Für Studierende bietet dieses Netzwerk vielfältige Möglichkeiten, Auslandsaufenthalte zu realisieren. Von einer ersten Übersicht bis zur Reisevorbereitung – hier finden Sie alle Informationen dazu.

      Man sieht verschiedene Gebäude in Japan. In der Mitte ist eine Straße mit Autos, und an den Seiten der Straße sind Gehwege, auf denen Fußgänger gehen.