Bonjour Paris, au revoir Komfortzone!

Meine ersten Wochen in Frankreich waren nicht so, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Aller Planung zum Trotz gab es immer wieder unvorhergesehene Herausforderungen. Wie ich die gelöst und was ich dabei gelernt habe, liest du hier!

(Foto: privat)

Hallo, mein Name ist Isabelle und ich plane gerne alles bis ins Detail. So hatte ich mir das auch für mein Auslandssemester in Frankreich gedacht: Bereits Wochen vor meiner Abreise habe ich mich deshalb um eine Wohnung in Paris bemüht - leider ohne Erfolg. So musste ich mit meinem Koffer erstmal in einer Jugendherberge einchecken. Damit hatte ich meine erste persönliche Herausforderung direkt an Tag eins. 

Wie ich gelernt habe, funktioniert die Wohnungssuche aber sowieso besser vor Ort: Der Pariser Wohnungsmarkt ist sehr schnelllebig, weil Verträge oft direkt nach der ersten Besichtigung unterschrieben werden und man danach sofort einziehen kann. Wenn man schon vor seiner Ankunft sicher einen Platz in der Tasche haben möchte, sollte man sich unbedingt in Wohnheimen für Studierende bewerben – zum Beispiel bei „Cité U“, „Crous“ oder einem sogenannten foyer privé.

Nach der Wohnungssuche auf den üblichen Plattformen, wie Seloger, PAP und Carte des Colocs, sollte man unbedingt eine Besichtigung durchführen und dabei bereits die Vermieter*in von sich überzeugen. Online sollte man mit der Weitergabe der eigenen Daten aber vorsichtig sein. Ich bin häufig auf betrügerische Anzeigen gestoßen, bei denen entweder die Fotos nicht zusammengepasst haben (mal war da ein Fenster, aus einer anderen Perspektive ist es plötzlich weg), oder sofort Geld gefordert wurde.

Nahtoderfahrung Nahverkehr

Worauf man sich auch einstellen sollte, sind Vermieter*innen, die bei Bewerber*innen aus dem Ausland erstmal skeptisch sind. Bei mir hat es letztendlich über Anrufe und persönliches Erscheinen geklappt, so konnte ich den Vermieter direkt von meiner Vertrauenswürdigkeit überzeugen. Jetzt wohne ich in einem Wohnheim für Studierende – leider ziemlich teuer, aber durch Erasmus und DFH-Förderung machbar. Wer bei der Miete in Paris unter 900 Euro bleiben will, kann es nur beim Anbieter „Crous“ versuchen.

Als nächstes musste ein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr her. Die gute Nachricht: Mit 350 Euro im Jahr ist ein Studierendenticket in Paris sogar preiswerter als in Berlin! Die Beantragung des Tickets „Imagine R“ findet vollkommen online statt, was auch sehr komfortabel ist - wenn alles funktioniert.

Wenn man jedoch, wie in meinem Fall, mit einer Nachricht aufwacht, dass der eigene Account gesperrt wurde, weil man entweder verstorben sei oder doppelt existiere, dann ist es etwas schwieriger. Die realen Mitarbeiter*innen an den Metrostationen können nämlich an dem einmal erteilten Online-Status nichts ändern. Aber auch in dieser Situation fand sich eine Lösung. Nach mehreren Telefonaten mit der Zentrale bin ich irgendwann bei der richtigen Person gelandet, die den Ticketdruck auslösen konnte. Am Ende der Woche war mein Studi-Ticket fast pünktlich im Briefkasten!

Administrative Hürden und wie man sie hinter sich lässt

Damit also ab in die Uni! Doch schon bei Einschreibung und Kurswahl warteten die nächsten Herausforderungen. Der größte Tipp, den ich geben kann: Habt viel Geduld und eine Prise Urvertrauen! Die internationalen Studierenden konnten sich erstmal in keine der verpflichtenden Seminare über das Portal einschreiben. Nach stundenlangem Warten und ein paar Diskussionen in der Scolarité (dem Immatrikulationsbüro), ließ sich das Problem aber bei den meisten mit einer manuellen Eintragung lösen.

Genauso funktionierte es bei der Eintragung in die Unisportkurse. Diese kann ich allen internationalen Studierenden nur ans Herz legen. Einerseits ist dies eine sehr gute Möglichkeit, mit französischen Studierenden in Kontakt zu kommen, andererseits bekommt man durch die Teilnahme an Sportkursen zusätzliche Punkte für die Prüfungen am Ende des Semesters. Man fördert also nicht nur die Gesundheit, sondern kann gleichzeitig seine Noten aufbessern, indem man jede Woche zum Training geht!

Meine bisherige Erkenntnis ist: Man kann zwar alles planen, das heißt aber nicht, dass es am Ende auch so funktionieren wird. Im Gegenteil, wenn man nach Frankreich geht, ist es sehr wahrscheinlich, dass man immer wieder mal vor unvorhergesehenen Schwierigkeiten steht. Ich habe aber in den letzten Wochen gelernt, dass man mit einer guten Portion Flexibilität und Durchhaltevermögen diese Hürden überwinden kann. Man muss sich durchaus aus seiner Komfortzone herausbewegen, aber es gibt immer hilfsbereite Menschen, die Unterstützung anbieten. Wenn dann alles geregelt ist, stellt sich heraus, dass man doch mehr kann, als man sich manchmal zugetraut hat.

(Veröffentlicht: 31.10.2022)

 

Isabelle

Ich bin Isabelle und studiere Jura an der HU. Ich absolviere mein Schwerpunktstudium im Rahmen des BerMüPa-Programms in Paris an der Université Paris-Panthéon-Assas. Dort studiere ich zurzeit französisches Recht (Licence 3) und teile hier mit euch meine Erfahrungen.

 

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