Eine meiner besten Entscheidungen im Auslandssemester

Das Jurastudium in Frankreich ist sehr fordernd – umso wichtiger ist es, zum vielen Lernen einen Ausgleich zu schaffen. An meiner Gast-Uni gibt es ein super Angebot an Sportkursen – und die bringen mehr als nur Bewegung!

Ich hatte Glück, dass auch nach Semesterstart noch Platz im Volleyball-Wettkampfteam war. (Foto: privat)

Rechtswissenschaften in Frankreich zu studieren ist nicht ohne: Man verbringt sehr viel Zeit damit, nicht nur den Stoff, sondern auch die französische Fachsprache zu lernen. Im Ergebnis verbringt man die meiste Zeit im Sitzen. Ich habe schnell gemerkt, wie wichtig es für mich ist, dazu einen körperlichen Ausgleich zu finden. Zum Glück gibt es an der Assas Universität ein großes und gut organisiertes Angebot an Sportkursen. 

Der Uni-Sport wird an der Assas anders organisiert als an der Humboldt-Universität. Um die körperliche und mentale Gesundheit der Studierenden zu unterstützen, gibt es für jede*n Student*in einen kostenfreien Platz beim Uni-Sport. Die Auswahl in Berlin ist breiter gefächert, aber dennoch ist hier bei einem Angebot von Rock ’n Roll Kursen, über klassische Fitness-Kurse bis hin zum in Frankreich sehr angesehenen Fechten für jede*n etwas dabei.

Mit Sport den Notenschnitt verbessern

Was das Angebot hier noch reizvoller macht: Mit der Teilnahme an einem Sportkurs kann man Zusatzpunkte bekommen, die den Notendurchschnitt am Ende des Jahres verbessern. Für die meisten Kurse gibt es 1-1,5 Punkte, auf Wettkampf-Niveau kann man 2 Punkte bekommen. Dadurch kann man sich zwar keine ganze Klausur schenken, aber in den Nebenfächern braucht man 5 von 10 Punkten um zu bestehen – da können ein paar Extrapunkte schon einen Unterschied machen. Dieses Motivationssystem funktioniert offenbar ziemlich gut. Im Vergleich zu Berlin, wo höchstens die Hälfte meiner Freund*innen die Angebote des Hochschulsports wahrnehmen, gehen hier alle Leute, die ich kenne, zu mindestens einem Sportkurs und haben daran auch ehrlich Freude.

Für mich persönlich war die Entscheidung, wieder Volleyball zu spielen, eine der besten, die ich in Paris getroffen habe. Wegen einiger Anfangsschwierigkeiten, die ich in meinem ersten Blogbeitrag beschrieben habe, bin ich erst später zum Volleyballtraining hinzugestoßen. Da aber in einem Wettkampf-Team noch eine Zuspielerin fehlte, hat mich der Coach direkt gefragt, ob ich zusätzlich zu Wettkämpfen mitkommen möchte. So kam es, dass ich noch am selben Tag den ersten Wettkampf für die Assas gespielt habe!

Freundschaften und Schafe im „Großraum Paris“

Das hat mich am Anfang durchaus etwas eingeschüchtert, da man hier auch wieder auf einen speziellen Jargon trifft. Auf Deutsch habe ich kein Problem damit, zu verstehen, auf welche Position ich mich stellen soll, welche Unsauberkeit ich in meiner Technik verbessern kann, oder wo man beim Läufer-1 hinzurennen hat. Auf Französisch hatte ich davor zunächst Respekt, aber die wichtigsten Begriffe greift man im Handumdrehen auf und kann sich schnell auf das Zusammenspiel konzentrieren.

Die Wettkämpfe sind in den verschiedenen Sportarten unterschiedlich organisiert. Beim Fechten zum Beispiel gibt es einen großen Turniertag, an welchem mehrere Runden hintereinander stattfinden, wohingegen wir bei Volleyball in einer Art Liga sind. Dort spielen wir zusätzlich zum wöchentlich zweistündigen Training jeden Donnerstag gegen andere Universitäten im Großraum Paris. Auch wenn alles offiziell noch zu Paris zählt, haben wir auch schon längere Zugfahrten auf uns genommen. Als uns nach einem Wettkampf Schafe auf dem Campus entgegenkamen, wurde uns klar, dass der „Großraum Paris“ tatsächlich sehr großzügig definiert ist. Nichtsdestotrotz wächst man nicht nur durch die gemeinsamen wöchentlichen Spiele, sondern auch durch die Anreisewege, die manchmal bis zu einer Stunde lang sind, als Team umso besser zusammen. Für mich ist das ein wichtiger Aspekt, weil ich fast alle meine französischen Kontakte hier beim Volleyball kennengelernt habe.

(Veröffentlicht: 20.02.2023)

 

Isabelle

Ich bin Isabelle und studiere Jura an der HU. Ich absolviere mein Schwerpunktstudium im Rahmen des BerMüPa-Programms in Paris an der Université Paris-Panthéon-Assas. Dort studiere ich zurzeit französisches Recht (Licence 3) und teile hier mit euch meine Erfahrungen.

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