Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät

Internationale Aktivitäten der Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät

Von Silvia v. Steinsdorff, Prodekanin Internationales KSBF, 22.10.2020

Die Größe und Vielfalt, die die Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät (KSBF) auszeichnen, prägen auch ihre internationalen Aktivitäten in Forschung und Lehre. Sie reichen von einer Vielzahl wechselnder Forschungsprojekte mit internationalen Partner*innen aus der ganzen Welt über die enge Zusammenarbeit mit mehreren strategischen Partnerhochschulen der HU, einen sehr lebhaften internationalen Studierendenaustausch bis zu archäologische Grabungen im Sudan, Rumänien und Albanien oder einem Schulungsprogramm der Rehabilitationswissenschaften für inklusive Bildung in Palästina. Insgesamt zählt die KSBF in allen Bereichen der internationalen Kooperation zu den aktivsten Fakultäten der HU.

Die Studierendenmobilität im Rahmen von Erasmus-Partnerschaften und Hochschulverträgen ist höher als an allen anderen Fakultäten. Allein im Wintersemester 2019/20 – dem letzten Semester vor COVID-19 – waren 212 internationale Studierende an der Fakultät eingeschrieben; die meisten von ihnen kamen von einer der 229 Universitäten, mit denen die Institute der KSBF Erasmusverträge abgeschlossen haben. Gegenwärtig geht es nicht nur um die Verlängerung und Überführung dieser Verträge in eine neue Programmgeneration, sondern vor allem um die Sicherung von (teils virtueller) Mobilität unter Pandemie-Bedingungen. Hier sind die E-Learning-Erfahrungen hilfreich, die in den fünf internationalen Masterstudiengängen mit Dual- oder Joint-Degree-Abschlüssen an der KSBF seit vielen Jahren gesammelt werden konnten: Das Global Studies Programme am Institut für Asien- und Afrikawissenschaften (IAAW) bietet ein Joint Degree mit Universitäten in Argentinien, Indien und Thailand. Von den vier Programmen am Institut für Sozialwissenschaften (ISW) seien exemplarisch der Euromasters/Transatlantic Master (Joint Degree mit der University of Bath (GB), der University of North Carolina at Chapel Hill (USA), Sciences Po Grenoble und der Università degli Studi di Siena) sowie der German Turkish Master (GeT MA), gemeinsam mit der Middle East Technical University in Ankara, genannt. Zusätzlich zu den Erasmus- und Programmstudierenden absolvieren jedes Semester zusammengenommen 50 bis 100 internationale Studierende dieser Studiengänge gemeinsam mit ihren HU-Kommiliton*innen einen Teil ihres Studiums an der KSBF.

Die bi- und multinationalen Forschungsaktivitäten der KSBF sind so umfangreich und vielfältig, dass es selbst innerhalb der Fakultät keinen umfassenden Überblick geben kann; noch weniger lassen sie sich hier angemessen abbilden. So hat allein eine punktuelle Abfrage der Internationalen Abteilung kürzlich 42 laufende, größere internationale Kooperationsprojekte ermittelt. Die 15 Alexander von Humboldt-Stipendiat*innen, die die Fakultät allein im Jahr 2019 aufnahm, sind ein weiteres Indiz für die intensiven, oft langjährigen internationalen Kooperationen an allen zehn Instituten. Naturgemäß verfügen vor allem die größeren von ihnen, die Institute für Sozial-, Erziehungs- und Kulturwissenschaften, über viele internationale Projekte. Das gilt besonders für die Einwerbung von Fördermitteln der Europäischen Union oder des DAAD. Am ISW etwa startet gerade das Jean Monnet Module  „Investigating EU Policies to foster the Rule of Law“, ein innovatives EU-gefördertes Lehrforschungsprojekt, das in dieser Form erstmalig an der HU stattfindet. Auch Kooperationen im Rahmen der HU-Profilpartnerschaften und der Strategic Partnerships konzentrieren sich vornehmlich auf die größeren Institute der KSBF. So gibt es am ISW gegenwärtig Projekte mit der Universität Melbourne („Media, Migration and Politics“), Princeton („Constitutionalism under Stress“) und Oxford („Interdisciplinary Perspectives on Family Formation Policies“; „Law in Society“). Zudem hat das Zentrum für Transregionale Genderstudien (ZTG) mit dem „Program in Gender and Sexuality Studies“ der Princeton University eine strategische Partnerschaft aufgebaut. Hervorzuheben ist indes die enorme Zahl von KOSMOS-Initiativen an der Fakultät: nahezu alle Institute werben regelmäßig solche internationalen Workshops ein.

Bei aller Vielfalt lassen sich einige regionale Schwerpunkte der internationalen Aktivitäten ausmachen: Neben den (in jeder Beziehung) naheliegenden Partnern in West- und Osteuropa sind das gegenwärtig vor allem der Nahe Osten und Afrika. Für einen starken Israel-Fokus sorgt zum Beispiel das Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien, an dem mehrere HU-Forscher*innen, vornehmlich aus der Kulturwissenschaft, beteiligt sind. Sie veranstalten eine jährliche Summerschool für internationale Doktorand*innen, laden internationale Fellows ein und beteiligen sich an multilateralen Forschungsprojekten. Am ISW wurde vor Kurzem das mit der Tel Aviv University gemeinsam durchgeführte Projekt „Contesting Authorities over Body Politics: The Religious/Secular Tension in Germany, Israel, and Turkey” beendet. Und das Institut für Rehabilitationswissenschaft pflegt vielfältige Kooperationen mit Forscher*innen und Praktikerinnen in Palästina: Neben dem bereits erwähnten Projekt TeachIn, das die Entwicklung und Implementierung eines Masterprogramms für inklusive Bildung an vier palästinensischen Universitäten (Birzeit-Universität, Alquds-Universität, An-Najah-Universität, Islamische Universität Gaza) zum Ziel hat, wird mit Erasmus+-Mitteln die gemeinsame Lehre und Forschung im Bereich der Bildung gehörloser und schwerhöriger Menschen aufgebaut.

Der Afrika-Schwerpunkt der KSBF beschränkt sich keineswegs auf die internationalen Partnerschaften des IAAW, die sich aus der Regional-Orientierung des Instituts ergeben. Vielmehr wurde etwa am Institut für Erziehungswissenschaften unlängst ein größerer DAAD-Antrag „Humboldt International Teacher Training (HIT) – Intercultural Learning in Germany and South Africa“ bewilligt, der eine Erweiterung der bestehenden Kooperation mit den Universitäten Stellenbosch und Western Cape/Kapstadt in Südafrika umfasst. Am Institut für Kulturwissenschaft entsteht gerade eine Kooperation mit der Namibian University of Science and Technology in Windhoek, die die interaktive Kartierung der ehemaligen Diamantengräber-Stadt Kolmanskop zum Ziel hat. Die Musikwissenschaftler*innen der HU betreiben musikethnologische Feldforschungen in Afrika, und die multidisziplinären Forschungen zu den archäologischen Kulturen im Mittleren Niltal zählen vermutlich zu den ältesten und langlebigsten internationalen Projekten an der gesamten HU. Seit den späten 1950er Jahren finden unter der Leitung der HU-Archäolog*innen Grabungen und Kulturerhaltmaßnahmen in Musawwarat es-Sufra statt, einer der wichtigsten antiken Stätten im Sudan, die heute Teil des UNESCO-Welterbes ist.